California dreamin’
März 10, 2020

Datum: 25.03.2020

Distanz: Erde umrundet.

Kolumbien - ausgeträumt

 
Wir sind wieder zu Hause, etwas früher als geplant. Unsere Reise hat ein ziemlich abruptes Ende gefunden. Aber gerade in dem farbenfrohen Land Kolumbien, mit dem wir nach Europa, Asien, Ozeanien und Nordamerika den fünften Kontinent Südamerika betreten durften, erwarteten uns nochmals völlig neue Eindrücke.
In der Hauptstadt Bogota genossen wir vom 3152 m hohen Berg Monserrate einen beeindruckenden Ausblick über die Stadt. Das Treppensteigen fiel uns in dieser Höhe etwas schwer, als Südseeurlauber fehlte uns die Akklimatisation für solche Höhen. Aber immerhin konnten wir unseren Vitaminhaushalt bestens in Schuss halten, was mir erst jetzt beim Anblick der Obstregale in Bayern so richtig bewusst wird.
 
Zunächst erkundeten wir Zentralkolumbien, die Orte Villa de Leyva und Barrichara, bekannt für ihre Architektur im Kolonialstil. Grob gepflasterte Straßen, Häuser und Kathedralen aus Sandstein und weiß getünchte Hauswände, in diesen Orten aus dem sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert scheint die Zeit stehengeblieben zu sein.
Doch hier in Kolumbien funktionierte, anders als beispielsweise in der Südsee, das WLAN hervorragend. Und langsam beschlich uns das Gefühl, dass sich auch in diesem, bislang kaum vom Coronavirus betroffenen Teil der Erde, die Zustände bald ändern könnten. Unsere Route führte uns aber zunächst weiter in die Millionenstadt Medellin, die wir mit einem kurzen Inlandsflug gen Westen erreichten.
Medellin ist mit 2,5 Mio Einwohnern die zweitgrößte Stadt Kolumbiens. Die Stadt war lange für extreme Kriminalität, viele Morde und ein blühendes Drogenkartell unter Pablo Escobar bekannt. Doch seit 2012 hat sich die Stadt verwandelt und ist zu einem Vorzeigeobjekt für ganz Südamerika geworden. Natürlich haben wir die Comuna 13 besucht, hier wurden die steil am Hang liegenden Armenviertel 2011 über eine Rolltreppe an den Stadtkern angeschlossen. Auch der Parque Explora, ein riesiges Mitmachmuseum, gefiel den Buben sehr gut. Hier trafen wir andere Reisende und berieten über die aktuelle Lage, ihre und unsere Vorhaben. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag an die Karibikküste fliegen.
 
Daraus wurde nichts. Wir fuhren morgens an den Flughafen und kauften Tickets für den nächsten Flug in die Hauptstadt Bogota zurück. Dort erreichten wir unser Reisebüro und liesen die round the world ticktes auf das nächstmögliche Heimflugdatum umbuchen. Leider waren erst in einigen Tagen Plätze frei und schon am nächsten Tag wurden unsere Lufthansaflüge gestrichen. Das Hauptproblem waren die Grenzschließungen für EU Bürger. Der Flugverkehr brach nach und nach zusammen, immer mehr Verbindungen wurden gestrichen und das Reisebüro konnte uns keine Verbindung nach Europa mehr anbieten. Dem Rat der Botschaft folgend kauften wir uns spontan Tickets mit der Fluggesellschaft Avianca über Barcelona nach München am selben Abend. So nahm unsere unglaublich schöne Reise nach mehr als sieben Monaten ein dramatisches Ende. Erst als der Pilot auf der Startbahn vollgas gab fielen die Sorgen ab, womöglich in Kolumbien festzusitzen. Trotz dem unvorhersehbaren Ende der Reise werden wir diese lange Zeit niemals vergessen. Wir sind auf Pferden in Kirgistan zu warmen Quellen geritten, standen auf dem Berg Fuji in Japan und haben Meeresschildköten auf den Philippinen beobachtet. Fast vier Monate durften wir Neuseeland leben und reisen, haben die Buschbrände in Australien hautnah mitbekommen und auf den Cook Inseln in der Südsee Freunde gefunden. In den USA erbebten wir die schnellste Einreise überhaupt und die Schwierigkeit mit 32 Jahren eine Flasche Bier zu kaufen. Wir haben uns getraut - und es hat sich gelohnt.

Das war´s! Vorerst. Bis bald, bleibt gesund, Laura